Norbert Maria J. Lingen

Autor

Geheimnisse in der Einhornstraße

Die Einhörner sind bedroht


Ein Buchprojekt aus dem Jahr 2020

231 Normseiten, 77 Kapitel

Klappentext

Emma und Lisa haben die Einhorndimension als Paradies kennen- und lieben gelernt. Doch sie mussten in ihrem ersten Abenteuer mit dem Zauberwaldwesen schon erfahren, dass auch dort das Böse sein Unwesen treibt. Das Verbrechersyndikat „Die Loge“ mit ihrem Boss Al Patrone planen den grausamen Untergang der Einhörner. Die beiden Mädchen werden in gefährliche Abenteuer verwickelt. Sie werden verfolgt und entführt, können aber immer wieder entwischen und die Gangster überlisten. Gemeinsam mit Frau Penelope Löffelsterz und der Internationalen Einhorngesellschaft sichern sie schließlich den Einhörnern das Überleben und bringen die Gangster und deren Boss Al Patrone hinter Gitter.


Der Hintergrund

Nachdem die erste Geschichte um die Einhörner und Frau Penelope Löffelsterz gut angekommen ist und großes Vergnügen bei meinem Lieblingspublikum erzeugt hat, wollte meine Enkelin eine Fortsetzung hören. Diese ist dann recht schnell entstanden und das Gangstersyndikat um Al Patrone aus der Einhorndimension wurde erfunden und übernimmt die Rolle des Bösen.



Blumenwiese
Blumenwiese
Transferschlüssel
Transferschlüssel

Zusammenfassung

Emma und Lisa haben ihre ersten Abenteuer mit dem Zauberwaldwesen in der Einhorndimension glücklich überstanden. Damit ist der Respekt vor der anderen Dimension gewachsen. Jetzt sind sie wieder zu Hause, gehen zur Schule, spielen oder vertreiben sich die Zeit, wie kleine Schülerinnen das eben tun. Das Wagnis, allein auf der Blumenwiese ihre Einhörner zu treffen, wollen sie vorläufig nicht eingehen. Frau Penelope Löffelsterz, die die Kinder jetzt nur noch die Löffel nennen, hat es zudem verboten. Die Kinder müssen zuerst ihre Kenntnisse über die Einhorndimension verbessern. Sie hat Unterricht versprochen, doch je länger es dauert, umso größer wird die Sehnsucht nach ihren Einhörnern.

So beschließen die Kinder, wieder einmal allein die Einhornstraße Nummer fünf in Erlangen auf zu suchen. Sie wollen die Löffel an ihr Versprechen erinnern und vor allem mit ihren Einhörnern zusammentreffen. Die Löffel ist einsichtig und sie erhalten gleich ihre erste Lektion in Einhornkommunikation und treffen glücklich ihre Einhörner wieder. Kaum schließen sie die Wohnungstür der Löffel hinter sich, werden sie mit einem unheimlichen Wesen im Treppenhaus konfrontiert, das offensichtlich der Löffel ans Leder will. Es handelt sich um Igor, den Obergangster der Loge, der sich als hartnäckiger Verfolger der beiden Mädchen herausstellt. Schließlich entführt er die beiden Mädchen und sie sind in der Gewalt von Al Patrone, dem Boss der Loge. Al Patrone hat eine Rechnung mit den beiden offen, denn das von den Mädchen und Frau Penelope Löffelsterz seinerzeit vernichtete Zauberwaldwesen war prominentes Mitglied im Gangstersyndikat „Die Loge“. Dank ihres Transferschlüssels entkommen sie aus dem dunklen Loch, in das Igor sie gesperrt hat.

Die Transferschlüssel dienen dem Übergang von der einen in die andere Dimension. Das Gangstersyndikat hat sich auf dunklen Wegen zwei substanzielle Transferschlüssel beschafft. Im Gegensatz zu den immateriellen Transferschlüssel, die nur im Geist der Benutzer existieren, kann man substanzielle Transferschlüssel anfassen. Es handelt sich um ein blinkendes Kästchen mit einem Knopf darauf. Die Transferschlüssel sind die Voraussetzung für Geschäfte der Loge in der Menschendimension. Nur mit den Transferschlüsseln ist der Austausch von Personen und Waren zwischen den Dimensionen möglich. Natürlich ist dieser Austausch höchst illegal, was die Gangster der Loge natürlich nicht stört.

Al Patrone macht neben den üblichen illegalen Geschäften wie Drogenhandel, Glückspiel und Schmuggel sein Geld mit dem Verkauf von Nashornpulver in der Menschendimension. Doch angesichts der ungezügelten Wilderei in beiden Dimensionen werden die Nashörner langsam knapp. Sie stehen vor dem Aussterben. Vom Einhornpulver, gewonnen aus den Hörnern der Einhörner, verspricht sich Al Patrone wieder ausreichenden Nachschub und größeren Profit. Die Einhörner geraten in existenzielle Gefahr, denn Al Patrone will im großen Stil in das Einhornpulvergeschäft einsteigen.

Der erste Probelauf der Loge, die tödliche Jagd auf ein Einhorn, schockiert nicht nur die gesamte Einhornwelt, sondern auch die Mädchen, die das Opfer mit abgeschlagenem Horn auf der Blumenwiese finden. Jetzt erst wird Emma und Lisa sowie Frau Penelope Löffelsterz in ihrer Eigenschaft als Vorstandsvorsitzende der Internationalen Einhorngesellschaft in Schwäbisch-Gmünd die große Gefahr für die Einhörner bewusst. Es beginnt eine spannende Jagd, die darin mündet, dass der ein oder andere Gangster in der falschen Dimension strandet und die Taskforce der Internationalen Einhorngesellschaft den einen und die beiden Mädchen den anderen Transferschlüssel der Loge ergattern. So dürfte das Geschäft der Loge mit der Menschendimension und damit auch das Einhornpulvergeschäft geplatzt sein.

Doch Al Patrone gibt nicht auf und lässt die beiden Mädchen von der Blumenwiese weg entführen. Er will sie zwingen, ihre immateriellen Transferschlüssel zugunsten der Loge einzusetzen. Die Kinder werden zwangsweise von ihren Einhörnern getrennt und sind in größter Not als Frau Penelope Löffelsterz mit der Taskforce der Internationalen Einhorngesellschaft und vor allem ihren Einhörnern die Kinder befreien. Al Patrone gerät in die vorderste Front der Verbrecherjagd und wird am Ende von den beiden Syntheta Emma und Lisa auf der Blumenwiese gestellt. Al Patrone wird wegen abgrundtiefer Bosheit vom Internationalen Einhorntribunal zu lebenslangem Gefängnis verurteilt und die Loge wird zerschlagen. Die Gefahr ist abgewendet und die Existenz der Einhörner ist gesichert.


Leseprobe

1   Von Igor entführt

Emma rennt auch los und bemerkt den Mann mit den rötlichen Augen nicht, der ihr in einigem Abstand gefolgt ist. Sie war so in ihre heftigen Gedankengänge vertieft. Sie hat völlig versäumt ab und zu einmal nach hinten zu schauen.

„Mensch Lisa, zum Glück geht es dir gut.“

„Wieso nicht?“, fragt Lisa überrascht, „War doch nur Schule“, und sie lacht fröhlich.

„Ich dachte schon die hätten dich erwischt“, ruft Emma aufgeregt und bemerkt plötzlich Lisas erschreckten Blick. Sie dreht sich um, doch es ist zu spät. Der Gangster, der ihr vor der Schule aufgelauert hat, hat sie so fest von hinten am rechten Arm gefasst, dass es weh tut. Mit der anderen Hand packt er Lisas Arm:

„Habe ich euch, ihr Früchtchen“, seine Augen leuchten plötzlich tiefrot auf, er drückt mit dem Unterarm auf seine Jackentasche und sie haben das Gefühl als drehe sich alles um sie und sie stünden plötzlich in einem luxuriösen riesigen Raum. Eingerichtet mit teuersten Möbeln. Dicke Teppiche schlucken jeden Schritt und offenbar wertvolle Ölgemälde zieren die Wände. Am hinteren Ende des Raumes steht vor einem mächtigen dunklen Bücheregal ein riesiger hölzerner Schreibtisch, verziert mit kostbaren Intarsien und Einlegearbeiten. Am Schreibtisch sitzt ein uralter Mann mit weißen Haaren, das faltige Gesicht braungebrannt, die Augen wässrig blau, in ein weißes Dinnerjacket gekleidet. Er schaut überrascht auf und blafft den Gangster, der die beiden Mädchen am Arm gepackt, an. Der alte spricht mit ungewöhnlich hoher und heiserer Stimme:

„Geht es noch dramatischer, Igor? Anklopfen kannst du wohl nicht?“

Igor verbeugt sich knapp:

„Verzeihung Boss, ich habe sie auf offener Straße erwischt und wollte kein Aufsehen. Es musste schnell gehen.“

„Ok, Igor, jetzt verschwinde. Lass mich mit den süßen Mädchen alleine.“

Emma und Lisa sind fürchterlich erschrocken. Das ging alles so rasend schnell. Emma ist sofort klar, dass sie die Dimension gewechselt haben. Jetzt stehen sie wohl vor dem gefährlichen Boss der Loge Al Patrone, vor dem die Löffel sie so sehr gewarnt hat. Emma sinkt der Mut. Niemand wird sie zu Hause vermissen, denn die Zeit läuft dort nicht weiter, wenn sie die Dimension wechseln. Al Patrone kann sie so lange hier festhalten wie er will und niemand wird es drüben jemals merken. Lisa fasst Emmas Hand.

„Nur nicht so schüchtern, ihr Kleinen. Seid ihr doch sonst auch nicht, wie ich gehört habe. Kommt mal her“, und Al Patrone winkt die Kinder mit einem falschen Lächeln an seinen Schreibtisch.

Die Kinder gehen Hand in Hand, langsam und leicht zitternd, auf den riesigen Tisch zu und bleiben einige Meter vor ihm stehen.

„Kommt näher“, winkt Al Patrone die beiden ungeduldig näher heran, „und wenn ich bitten dürfte etwa zügiger. Ich habe meine Zeit nicht gestohlen.“

Emma und Lisa fassen sich ein Herz und gehen zügig bis an die Tischkante des Schreibtisches. Die Atmosphäre im Raum ist spannungsgeladen. Zumindest empfinden die Kinder das so. Al Patrone wirkt ganz ruhig und gelassen:

„Was führt euch denn zu mir?“, fragt er grinsend, „Wolltet ihr wieder einmal ein tolles Abenteuer erleben?“

Die Kinder schauen sich ratlos an. Mit Ironie können die beiden noch nicht so richtig umgehen. Endlich nimmt Emma allen ihren Mut zusammen:

„Wir sind nicht freiwillig hier. Wenn sie uns nicht erwartet haben, hat sich ihr Igor vermutlich geirrt und sollte uns gar nicht zu Ihnen bringen.“

Lisa fügt mutig geworden hinzu:

„Dann sollten wir gleich wieder gehen“, sie dreht sich um, zieht Emma mit und macht Anstalten vom Schreibtisch weg zu gehen.

„Stopp“, brüllt der Boss aufgebracht, „das könnte euch so passen, aber alle Achtung, ihr traut euch was. Jetzt wird mir manches klar.“

Al Patrone steht von seinem Schreibtisch auf. Er kann sich nicht mehr ganz aufrichten. Er geht durch das Alter leicht gebeugt um den Schreibtisch herum und baut sich vor den beiden Mädchen drohend auf. Das fällt ihm trotz seines hohen Alters nicht schwer.

„Ihr seid also die beiden Mädchen, die gemeinsam mit ihren so guten Einhörnern“, das Wort gut spuckt er hasserfüllt aus, „mein liebstes und eines der wichtigsten Mitglieder Der Loge, das Zauberwaldwesen, vernichtet habt. Das ist euch gründlich gelungen, nicht einmal das kleine hinterlistige Mäuschen ist übriggeblieben. Die nervige alte Löffelsterz hat euch wohl dabei geholfen, was? Der bin ich schon seit zweihundert Jahren auf den Fersen, seit sie die bescheuerte Internationale Einhorngesellschaft gegründet hat. Sie hat über den gesamten Zeitraum ihrer Existenz bis heute die Machtübernahme der Menschen in der von ihr so genannten Einhorndimension verhindert.“

Al Patrone macht eine kleine Pause, um sich zu sammeln. Die Vernichtung des Zauberwaldwesens war ein herber Verlust für die Loge. Das Wesen war etwas exotisch, was Gangster grundsätzlich aber nicht besonders beeindruckt. Es ist immer in der Gestalt der attraktiven Zauberwaldhexe in den Syndikatssitzungen aufgetreten. Das Zauberwaldwesen hat als erstes und bislang einziges Mitglied der Loge eine dauerhafte Existenz im Einhorngebiet aufbauen können. Das Zauberwaldwesen hat sehr erfolgreich Einhörner entführt. Das wäre eine hervorragende Grundlage für künftige Geschäfte im Einhornland gewesen. Doch das ist dank der beiden Gören leider vorbei. Sein Wutpegel steigt wieder.

Die Kinder schauen sich unruhig an. Sie befinden sich in der Einhorndimension, ohne mit ihrem Einhorn verbunden zu sein. Das ist beunruhigend, was man von Al Patrone auch ohne weiteres sagen kann. Emma überlegt fieberhaft, wie sie sich aus dieser Situation befreien können. Al Patrone hat es noch nicht ausgesprochen, doch er sieht sie beide ganz sicher als Gefangene an.

„Ihr habt die Loge erheblich geschädigt und meine Geschäfte empfindlich gestört. Normalerweise mache ich mit solchen Störenfrieden kurzen Prozess“, er macht eine bedrohliche Handbewegung und zieht seinen rechten Daumen über seine Kehle.

Emma und Lisa wird schlecht vor Angst. Er will sie doch wohl nicht umbringen? Emma traut ihm das ohne weiteres zu. Wahrscheinlich hat Al Patrone in seinem Leben schon hunderte von Lebewesen umgebracht. Doch Emma versucht sich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen. Sie hat eine Idee. Sie könnten versuchen, ihren Transferschlüssel zu benutzen. Eigentlich müssten sie dann wieder nach Hause kommen. Igor hat sie wohl so blitzschnell entführt, weil Al Patrone kein Aufsehen in der Menschendimension erregen möchte. Emma weiß nicht warum, aber es ist gut zu wissen, dass die Loge in der Menschendimension nicht auffallen möchte. Wenn alles funktioniert und sie mit ihrem Transferschlüssel die Menschendimension erreicht haben, sollten sie so viel Aufruhr wie möglich veranstalten. Sie glaubt sie könnten damit Igor abhalten, sie erneut zu entführen.

„Hörst du mir überhaupt zu du freche Göre“, Al Patrone stößt Emma heftig an der Schulter, „Ihr seid vollkommen in meiner Gewalt. In der Menschendimension wird euch niemand vermissen, solange ihr hier seid. Ich könnte euch sofort erledigen, was mir übrigens größten Spaß machen würde“, und er leckt sich genießerisch die Lippen, „aber ich habe andere Pläne mit euch. Ihr seid meine Köder. Wenn die alte Löffelsterz erfährt, dass ich euch entführt habe, wird sie ihre legendäre Vorsicht sausen lassen, um euch zu befreien“, und er lacht schadenfroh und mit größer Vorfreude.

Jetzt versteht Emma und ist froh nicht sofort umgebracht zu werden. Al Patrone zieht sein Handy heraus und drückt eine Taste. Igor erscheint augenblicklich in der Tür:

„Schaff die beiden weg und sperre sie ein. Zu essen und trinken brauchen sie sicher nichts, oder?“, wendet er sich hämisch lachend an die beiden Kinder.



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