Norbert Maria J. Lingen

Autor

Geheimnisse in der Einhornstraße

Es gibt Einhörner wirklich, oder?

Der Autorenvertrag ist unterschrieben. Dieses Buch wird voraussichtlich im Frühsommer 2024 im Einhorn-Verlag, Schwäbisch Gmünd erscheinen.  

zurück zur Weihnachtsgeschichte

Ein Buchprojekt aus dem Jahr 2020

176 Normseiten, 43 Kapitel

Klappentext

Emma und Lisa sind Freundinnen. Sie besuchen die zweite Klasse. Sie seien sehr weit für ihr Alter, sagt man. Von den Beiden wird jedoch eine Entscheidung verlangt, die sie nahezu überfordert. Doch mit Wagemut und etwas Leichtsinn stellen sie sich dieser Situation und geraten in ein gefährliches und spannendes Abenteuer an dessen Ende sie die glücklichsten Kinder der Welt sind. Denn sie wissen jetzt Bescheid über die Einhörner. Nicht nur das, sie sind sogar Teil dieser neuen Welt geworden. Was diese Erfahrung mit den Mädchen anstellt, könnt ihr erfahren. Ihr müsst nur bis zum Ende lesen.


Hintergrund

Auslöser für die Idee zu dieser Geschichte ist die Einhornstraße in Erlangen. Es handelt sich um eine kleine Straße in der historischen, hugenottischen Altstadt. Das Haus in der Einhornstraße Nummer fünf hat einen ganz besonderen Türknauf, den er stellt einen Einhornkopf aus Messing dar. Als ich meiner Enkelin das "Einhorn" in der EInhornstraße zeigte, war sie zunächst enttäuscht. Sie hatte sich schon auf ein echtes Einhorn eingestellt. Nach der ersten Enttäuschung regte dieser Türknauf nicht nur ihre, sondern auch meine Phantasie an. So entstand ein spannendes Abenteuer, das nur ganz knapp gut ausgeht.


Das Einhorn
Das Einhorn
Einhornstraße
Einhornstraße


Zusammenfassung

Ich erzähle eine Geschichte aus Erlangen, einer modernen Großstadt mit Hochhäusern und viel Verkehr. Umso seltsamer ist die Einhornstraße, die im historischen Erlangen in der Altstadt zu finden ist. Für eingeweihte und sensible Menschen strahlt sie eine besondere und geheimnisvolle Atmosphäre aus, die ihren eigenen Zauber entwickelt. Die meisten Erlanger hasten allerdings durch diese Straße hindurch, wie durch jede andere auch. Sie spüren nichts von Magie und Geheimnis. Die Einhornstraße Nummer fünf ist ein kleines hutzeliges Haus. Unten im Haus lugt ein zwergenhafter Gewürzladen aus der Fassade, der aus dem vorigen Jahrhundert übriggeblieben scheint. Neben dem kleinen Schaufenster des Gewürzladens hängt die etwas schäbige zweiflügelige Eingangstür in ihren verrosteten Angeln. Sie hätte dringend einen Anstrich nötig. Das ist der Eingang zum Haus Nummer fünf. Dort findet sich in Höhe des Türgriffs ein bronzener Einhornkopf.

Emma und Lisa, die beiden Freundinnen, fühlen sich in letzter Zeit magisch angezogen von allem was mit Einhörnern zu tun hat. Die beiden sind in der zweiten Klasse. Emma ist die etwas schüchterne und Lisa die Zupackende. Sie haben alles Wissen über Einhörner gesammelt, was sie mit ihren Möglichkeiten zusammentragen konnten. Doch sie wissen immer noch nicht, ob Einhörner wirklich existieren. Nachdem Emmas Opa ihnen den Einhornkopf in der Einhornstraße gezeigt hat, wissen die beiden, dass der Schlüssel für ihr Rätsel im Haus Nummer fünf in der Einhornstraße liegen muss.

Mit einiger Mühe schaffen sie es, alleine in das Haus Nummer fünf zu kommen und Frau Penelope Löffelsterz kennen zu lernen. Sie eröffnet ihnen die Wahrheit über die Einhörner und konfrontiert sie mit einem völlig neuen Weltbild, in dem verschiedene Dimensionen existieren. Emma und Lisa werden vor eine große Entscheidung gestellt, die Konsequenzen für ihr gesamten Leben haben soll. Das ist für Zweitklässler eine harte Prüfung, denn sie dürfen niemanden in die Geheimisse einweihen, die sie erfahren haben. Im Grunde misstrauen sie Frau Penelope Löffelsterz, denn sie verlangt viel von ihnen, ohne den Beweis der Existenz von Einhörnern anzutreten. Am Ende siegen die Neugier und der unbedingte Wunsch, die Einhornfrage endgültig zu klären.

Nachdem die Entscheidungsfrist, die Frau Penelope Löffelsterz ihnen gesetzt hat, abgelaufen ist, erleben sie das berauschendste Glück, das ihnen in ihrem kurzen Leben je begegnet ist. Sie werden Syntheta. Sie werden verbunden mit ihrem Einhorn, das ihnen schon seit ihrer Geburt unsichtbar zu Seite steht. Nur wenige Einhörner entscheiden sich, auf ewig mit ihren Kindern verbunden zu werden. Es müssen gute Kinder sein, die vor allem die Fähigkeit haben, Gutes zu bewirken und Maßgebliches zu ändern. Emma und Lisa sind Ausgewählte, die die Dimension der Einhörner kennenlernen. Es ist eine Dimension, die von normalen Menschen niemals erreicht werden kann. Nur Syntheta können in Einhorngestalt, verbunden mit ihrem Einhorn, dort hingelangen.

Nachdem die Verbindung vollzogen worden ist, verabreden Emma und Lisa, sich am gleichen Abend noch auf der Blumenwiese in der Dimension der Einhörner zu treffen. Sie wollen keine Zeit verschwenden und ihre geliebten Einhörner wieder treffen. Frau Penelope Löffelsterz hat allerdings versäumt, die beiden Kinder über die Gefahren und wichtigen Regeln in der Einhorn-Dimension aufzuklären. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Kinder die Dummheit begehen würden, sich völlig unvorbereitet in die Einhorn-Dimension zu begeben. Dort erleben sie dann nach anfänglich unglaublicher Freude in der Verbindung mit ihren Einhörnern ein gefährliches Abenteuer, das sie nur knapp überleben. Sie geraten unwissend in die Fänge des gefährlichen und bösen Zauberwaldwesens, das gleichzeitig die Gestalt einer bösen Hexe, des Zauberwaldes und des hinterlistigen kleinen Mäuschens und noch viele andere annehmen kann. 

Die EInhörner werden schon lange von dem bösen Zauberwaldwesen terrorisiert, kommen aber nicht dagegen an. Sie ändern die Welt ausschließlich durch gute Taten, nicht durch Kampf. Emma und Lisa stellen fest, dass die Kommunikation mit ihren verbundenen Einhörnern auf vage Gefühle begrenzt ist. Sie haben noch nicht gelernt mit ihren Einhörnern zu sprechen. Auch wissen sie nichts von der Begrenzung der Verbindungszeit zwischen Einhorn und Mensch. Wird diese überschritten, lassen die Kinder sich nicht mehr von ihren Einhörnern trennen und sie und ihre Einhörner müssen langsam verkümmern. Ohne dieses Wissen gehen sie etwas leichtsinnig mit der bösen Zauberwaldhexe um, können sie und den größten Teil des Zauberwaldwesens aber dank ihrer guten Beobachtungsgabe und ihrem beherzten Vorgehen besiegen. Der Zauberwald verschwindet, die Zauberwaldhexe auch, nur das kleine hinterlistige Mäuschen bleibt übrig und ist von bösen Rachegedanken angetrieben.

Weil Emma und Lisa das Zauberwaldwesen nahezu zerstört haben, will das kleine Mäuschen mit dem Rest seiner bösen Zauberkraft die Kinder und auch Frau Penelope Löffelsterz, die auf Rettungsmission in die Einhorn-Dimension gekommen ist, an der Rückkehr in ihre Dimension hindern. So müssten sie so lange mit ihren Einhörnern verbunden bleiben, bis die Synthese unumkehrbar ist und sowohl Menschen, als auch Einhörner elend vergehen müssten. Das böse Mäuschen will zuschauen und die Qualen der armen Opfer genießen. In einem dramatischen Finale werden die Kinder und auch Frau penelope Löffelsterz in letzter Sekunde gerettet und in ihre Dimension zurück katapultiert.

Die Kinder haben vieles gelernt und Emma hat ihre Schüchternheit etwas abgelegt. Sie werden sich ihren nächsten spontanen Besuch ohne Anleitung durch Frau Penelope Löffelsterz sicher verkneifen. Aber es hat sich ein vielversprechendes Trio gefunden, das von Erfahrung, Draufgängertum und Zuversicht geprägt, Hoffnungsträger für eine bessere Welt werden wird.


Leseprobe

7   In der Einhornstraße in Erlangen

Sie stehen nun mitten in der Stadt auf dem sehr belebten Hugenottenplatz. Das Abenteuergefühl kommt mit Macht zurück und etwas beklommen wird ihnen beiden klar, dass sie ab jetzt nicht mehr zurückkönnen. Das unruhige Getriebe um sie herum, dem sie zum ersten Mal ganz alleine ausgesetzt sind, macht sie etwas unsicher.

„Wo ist denn die Einhornstraße?“, fragt Lisa und Emma schaut sich etwas ratlos um. So genau kann sie sich nicht mehr erinnern, welchen Weg sie mit Opa genommen hat. Damals waren sie mit ihren Fahrrädern unterwegs und kamen deshalb aus einer ganz anderen Richtung.

„Ich weiß nicht genau“, gibt Emma etwas verlegen zu und senkt ihren Blick.

„Dann fragen wir einfach jemanden“, schlägt Lisa unbefangen vor.

Emma wird blass und versteckt sich ein klein wenig hinter Lisa. Sie schiebt sie etwas vor. Sie würde es niemals über sich bringen, einen fremden Menschen etwas zu fragen. Das traut sie sich dann doch nicht, vor allem wo sie zum ersten Mal alleine in der Stadt ist. Lisa lässt sich nichts anmerken. Sie ist schon auf einen älteren Mann losmarschiert:

„Können Sie uns bitte sagen, wo wir die Einhornstraße finden?“

Emma könnte im Boden versinken, doch der Mann antwortet freundlich und zeigt in die Richtung:

„Ja, schaut mal dort hinten, neben dem Biomarkt die Straße, das ist die Einhornstraße.“

„Vielen Dank“, sagt Lisa und wendet sich Emma zu:

„Ist ja gleich da vorne“, und zeigt in die von dem Mann angezeigte Richtung.

Emma nickt erleichtert und sie gehen los. Sie überqueren den hektischen Hugenottenplatz. Jede Minute kommt ein Bus an oder einer fährt weg. Ein bunt gemischtes Publikum ist unterwegs, das eilig den richtigen Bus sucht oder vielfältige andere Dinge zu erledigen hat. Hinter einem der Bushäuschen hocken drei Straßenmusiker, die den ganzen Lärm zu übertönen versuchen. Fahrräder rauschen vorbei und klingeln aufgebracht, wenn sie nicht genügend Beachtung bekommen. Gerade muss eine S-Bahn am Bahnhof eine Menge Studenten ausgespuckt haben, die sich in einem riesigen Pulk über den Hugenottenplatz zur Universitätsstraße schiebt. Dort befinden sich die Seminarhäuser und die Klinik der Universität. Es mischen sich auch einige Autos in den Verkehr, was die Gesamtsituation endgültig unübersichtlich macht.

Da wirken unsere beiden Achtjährigen schon etwas verloren. Ihnen wird immer unwohler. Sie stehen lange am Straßenrand und trauen sich nicht in das fieberhafte Gewühl. Bis eine nette Dame sich erbarmt und die beiden fragt, ob sie über die Straße wollen. Sie nicken und schon werden sie an die Hand genommen und stehen am Eingang zur Einhornstraße.

Plötzlich befinden sich die beiden an der Grenze zweier Welten. Hier der belebte, laute und schillernde Hugenottenplatz. Dort die ruhige, friedliche und verschwiegene Einhornstraße. Diesen Unterschied mag nicht jeder empfinden, der an dieser Schwelle steht, vielleicht sogar nur die wenigsten. Für Emma und Lisa jedenfalls ist die Schwelle so stark zu spüren, dass sie stehen bleiben und mit ihrem nächsten Schritt zaudern. Ja, sie haben sogar ein klein wenig Respekt, in diese Straße zu gehen. Emma zögert noch, doch Lisa gibt sich einen Ruck, nimmt Emma an die Hand und sie wagen gemeinsam den Schritt in ein Abenteuer, dessen Ausmaße sie sich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vorstellen können.

Lisa hat gespürt, dass Emma unschlüssig war und hat ihr, wie gute Freundinnen das tun, ein klein wenig Unterstützung gegeben. Darüber brauchen die beiden nicht zu reden. Das geht ohne große Worte und Erklärungen. So ist Emma ihrer Freundin auch ein klein wenig dankbar, was sie natürlich auch nicht laut verkünden muss. Lisa spürt das in ihrem Innersten. Die beiden verstehen sich eben blind. Du wirst mir sicher glauben, dass die beiden dieses enge sprachlose Verständnis füreinander künftig noch häufig brauchen werden.

Sie schreiten also langsam, Hand in Hand die geheimnisvolle Einhornstraße entlang. Die altertümliche und ein klein wenig geheimnisvolle Atmosphäre nimmt sie voll und ganz gefangen. Plötzlich ist es leise und alle Geräusche wirken gedämpft. Lärm, Hektik und Krach vom Hugenottenplatz sind wie weggeblasen. Sie gehen an den Fenstern des Biomarktes „Vier Jahreszeiten“ vorbei, streifen mit ihren Blicken in dem benachbarten alten Hutzelhaus das winzige italienische Lokal „Il sapore“, was übrigens „Der Geschmack“ übersetzt heißt. Sie schauen sich staunend um, während andere Menschen, die ohne die besondere Spürkraft der beiden Kinder geboren wurden, achtlos vorbeihasten, als gäbe es hier nichts Besonderes zu sehen.

Die Anspannung der Freundinnen steigt weiter und weiter. Es kommt ihnen vor als bewegten sie sich in einer Blase, die sie vom Rest der Welt abschirmt. Sie nähern sich unaufhaltsam dem Haus Nummer fünf. Unten im Haus lugt der zwergenhafte Gewürzladen aus der Fassade, der aus dem vorigen Jahrhundert übriggeblieben scheint. Neben dem kleinen Schaufenster des Gewürzladens hängt die etwas schäbige zweiflügelige Eingangstür in ihren verrosteten Angeln. Sie hätte dringend einen Anstrich nötig. Das ist der Eingang zum Haus Nummer fünf. Das Einhorn, das an dieser Tür befestigt ist, habe ich dir schon beschrieben. Lisa nimmt es zum ersten Mal bewusst wahr. Emma hatte es mit Opa ja schon bestaunt. Beide gehen mit großen Augen langsam darauf zu. Sie schauen sich an, lächeln, als hätten sie den gleichen Gedanken. Der bronzene Einhornkopf scheint leicht golden zu leuchten. Emma wird immer langsamer, Lisa muss sie schon etwas ziehen. Ihrer beider Herzen schlagen im Gleichklang und immer schneller, als würden sie durch die Magie des Hauses angezogen.

Endlich stehen sie dicht vor der Eingangstüre und bewundern den wunderschönen Einhornkopf. Kein lästerliches Wort von Ziege oder Ziegenbart. Er ist in dem Augenblick einfach nur großartig. Beide greifen gleichzeitig nach dem Kopf und umfangen ihn mit ihren kleinen Händen. Als sie den magischen kühlen Kopf berühren, schrecken sie zusammen. Was war das? Sie wissen nicht ob es weh tut oder wunderschön ist. Es durchfährt beide vom Kopf bis zum Fuß, dass sie am ganzen Körper eine Gänsehaut bekommen. Sie schreien kurz auf, lassen den Einhornkopf überrascht und erschrocken los, rennen weg von der Tür auf die andere Seite der Einhornstraße. Dort ist die Wand des Palais Stutterheim, auch ein sehr altes Gebäude, in dem sich jetzt die Stadtbibliothek Erlangens befindet. Sie setzen sich auf den Boden und lehnen sich an die Wand. Sie schauen sich erschrocken an:

„Was war denn das?“, fragt Lisa beunruhigt durchatmend.

Emma zuckt furchtsam mit den Schultern, schüttelt den Kopf und ruft mit etwas zittriger Stimme:

„Ich weiß es nicht.“

„Das war das seltsamste was ich je erlebt habe. Hast du das auch gespürt, als wir den Einhornkopf angefasst haben?“

„Ja“, nickt Emma, „Das war ja wie Stromschlag und streicheln gleichzeitig.“

Die beiden sind ratlos und sehr aufgeregt.

„Mir wird es hier zu unheimlich“, flüstert Emma beunruhigt, „ich will nach Hause.“

Auch Lisa schwankt und stimmt Emma beinahe zu, als sie beide den bronzenen Einhornkopf kurz aufleuchten sehen, als wolle er ihnen eine Nachricht senden. Sie können sich einfach nicht aus ihrer Starre lösen und vor allem wollen sie plötzlich den Einhornkopf nicht mehr verlassen. Sie sitzen auf der Straße an der gegenüberliegenden Wand gelehnt und können den Blick nicht von dem verführerischen Einhorn wenden.

„Wer mag den Kopf dort hingemacht haben?“, fragt Emma beklommen und Lisa zuckt ratlos mit den Schultern.

„Es muss jedenfalls schon lange her sein“, murmelt Lisa.

Wieder sitzen sie minutenlang bewegungslos da und starren das Einhorn an. Sie wissen nicht, ob sie besser Angst haben oder Freude empfinden sollten. Jetzt haben sie doch das erreicht, was sie sich vorgenommen haben.

„Wir sind beim Einhorn in der Einhornstraße und können es jetzt erforschen. Das wollten wir doch, oder?“, fragt Lisa wieder einmal sehr beherzt.

Emma nickt schüchtern. Sie weiß gar nicht mehr, ob sie sich überhaupt jemals noch einmal rühren kann. Sie fühlt sich gefangen.

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